Traditionelle Bauweise als natürliche Klimaanlage?

Traditionelle Bauweise als natürliche Klimaanlage?

Typisches Haus in Lehmbauweise mit Strohdach

Typisches Haus in Lehmbauweise mit Strohdach in ländlicher Gemeinde

**** English version below ****

Traditionelle Techniken und Baustoffe wurden durch den Bauboom in Malawi verdrängt, obwohl zementbasierte Baustoffe im Vergleich zu Lehmbaustoffen nicht die gleichen klimatischen Anpassungen bieten können. Das lokale Klima ist durch heiße und feuchte Jahreszeiten gekennzeichnet. Betongebäude heizen sich dadurch schnell auf und geben Wärme in die Innenräume ab, was in den Sommermonaten zu Überhitzung führt. Die feuchten Monate können bei schlecht ausgeführten Stahlbetonelementen zu Korrosion und anderen Schäden führen.

Mit diesem Wissen wurde entschieden, das Jugendkulturzentrum mit Lehmbaustoffen zu planen. Traditionellerweise werden Gebäude mit Lehmwänden, Flechtwerkkonstruktionen und Stroh-Holz-Dächern gebaut. Aufgrund der Speichermasse kann Lehm hohe Temperaturspitzen abfangen und hat eine feuchtigkeitsregulierende Wirkung auf den Raum. Diese Bauweise ist kostengünstiger, nachhaltiger, lokal und für die klimatischen Bedingungen besser geeignet.

Lehmziegel können mit der Hand oder mit einfachen Hilfsmitteln zu Blöcken geformt und unter der Sonne oder in einem Ofen gebacken werden. Mit der Zufuhr von Laterit oder etwa 10 Prozent Zement können stabile Bausteine erzeugt werden. Lehmputz und Lehmmörtel können Sand oder Fasern wie Stroh, Schilf, Dung und Zellulose zugesetzt werden. Auf diese Weise lässt sich eine Rissbildung vermeiden, und der Putz kann zur Armierung verwendet werden.

Dächer werden in Malawi in der Regel mit Beton, Blech, Ziegeln oder Reet gedeckt. In Kasungu kommen Ziegeldächer vor allem bei Häusern der wohlhabenderen Bevölkerung vor, während beim Bau sozialer Einrichtungen häufig Blechdächer verwendet werden, da diese preiswert und leicht zu montieren sind. So sind für die Dächer des Jugendkulturzentrums Wellblechplatten vorgesehen. 

Für Fenster, Türen und Deckenverkleidungen können traditionell von Hand gefertigte Flechtmatten und Bambusrohre verwendet werden. Zur Beleuchtung der Häuser wird oft ein Feuer, Kerzen oder Petroleumlampen verwendet.

Durch traditionelle Techniken sowie die Nutzung lokaler Materialien werden nicht nur nachhaltige, sondern auch kosteneffiziente und klimatisch angepasste Bauweisen ermöglicht. Dies trägt zur Verbesserung der Lebensqualität der Bewohner und zur Förderung der lokalen Wirtschaft bei.

 

Am 2. September 2016 wurde vom damals regierenden Präsidenten Prof. Arthur Peter Mutharika ein Gesetz zum physischen Planen erlassen. Diese Bauvorschrift bestimmt, welche Richtlinien und Vorgaben bei einem Antrag und der Ausführung eines Bauvorhabens auf nationaler oder kommunaler Ebene eingehalten werden müssen. Vor dem Bau müssen eine Beschreibung und Analyse der Entwicklungsbedingungen im Distrikt, Hintergrundstudien und Berichte mit Karten und Plänen, die die gegenwärtige und zukünftige Flächennutzung und Entwicklung zeigen, eingereicht werden. Ähnlich wie in Deutschland wird in Malawi in drei unterschiedliche städtebauliche Kategorien unterteilt. Es gibt das Wohngebiet, das Gewerbegebiet und das institutionelle Gebiet mit Bildungs- und Regierungseinrichtungen. Zusätzlich wird ein Gebiet durch seine Bevölkerungsdichte kategorisiert. Abhängig von der Lage gelten unterschiedliche Regeln zu Häuserabständen, zur Müllentsorgung auf dem Grundstück, zur Einzäunung, zum Zurückschneiden der Vegetation, zur Pflege von Sträuchern und Blumen und zum Streichen der Fassade. Zudem ist ein Abstand von 30 Metern zwischen Brunnen und Sanitäranlagen vorgeschrieben, um das Grundwasser vor Verschmutzung zu schützen. Trotz der formalen Gesetzgebung und Richtlinien bestimmen in vielen Gebieten des Landes auch Sitten und Gebräuche die Bauweise.

**** English version ****

Traditional techniques and building materials have been displaced by the construction boom in Malawi, although cement-based building materials cannot offer the same climatic adaptations compared to earthen building materials. The local climate is characterized by hot and humid seasons. As a result, concrete buildings heat up quickly and release heat into the interior, which leads to overheating in the summer months. The humid months can lead to corrosion and other damage in poorly constructed reinforced concrete elements.

With this knowledge, it was decided to plan the youth culture center with earthen building materials. Traditionally, buildings are constructed with clay walls, wattle and daub constructions and thatched wooden roofs. Due to its storage mass, earth can absorb high temperature peaks and has a moisture-regulating effect on the room. This construction method is cheaper, more sustainable, local and better suited to the climatic conditions.

Clay bricks can be shaped into blocks by hand or with simple tools and baked under the sun or in an oven. With the addition of laterite or about 10 percent cement, stable building blocks can be produced. Sand or fibers such as straw, reeds, dung and cellulose can be added to clay plaster and clay mortar. In this way, cracking can be avoided and the plaster can be used for reinforcement.

Roofs in Malawi are usually covered with concrete, sheet metal, tiles or thatch. In Kasungu, tiled roofs are mainly used for the houses of the wealthier population, while sheet metal roofs are often used for the construction of social facilities, as they are inexpensive and easy to install. Corrugated sheet metal panels are planned for the roofs of the youth culture center.

For windows, doors and ceiling cladding, traditional handmade wicker mats and bamboo canes can be used. A fire, candles or kerosene lamps are often used to light the houses.

On 02 September 2016, a Physical Planning Act was enacted by the then ruling President Prof. Arthur Peter Mutharika. This building regulation determines which guidelines and specifications must be adhered to when applying for and carrying out a building project at national or municipal level. Prior to construction, a description and analysis of the development conditions in the district, background studies and reports with maps and plans showing current and future land use and development must be submitted. Similar to Germany, Malawi is divided into three different urban development categories. There is the residential area, the commercial area and the institutional area with educational and government facilities. In addition, an area is categorized by its population density. Depending on the location, different rules apply regarding the distance between houses, waste disposal on the property, fencing, cutting back vegetation, maintenance of shrubs and flowers and painting the façade. In addition, a distance of 30 meters is prescribed between wells and sanitary facilities in order to protect the groundwater from pollution. Despite the formal legislation and guidelines, in many areas of the country, customs and traditions also determine the construction method.