Dieses Projekt musste wegen des Bürgerkrieges in Äthiopien abgebrochen werden
Spendengelder in Krisengebiet nach Tigray, Äthiopien, überwiesen
Im Rahmen einer Kooperation zwischen Ingenieure ohne Grenzen e. V. und Etiopia-Witten e. V. wurden vor kurzem 120.000 € für Patienten und Ärztinnen des Ayder Hospital in Mekelle überwiesen. Das Krankenhaus liegt in der äthiopischen Region Tigray, in der seit November 2020 ein Bürgerkrieg herrscht. Mit dem Geld können vor Ort dringend benötigte Lebensmittel wie Mehl und Öl zur Versorgung der lokalen Bevölkerung beschafft werden.
Die Regionalgruppe Münster von Ingenieure ohne Grenzen e. V., einer als gemeinnützig anerkannten Organisation der Entwicklungszusammenarbeit, hatte bereits vor einigen Jahren ein Sanitärprojekt in Mekelle gestartet: An der Gereb-Tsedo-Schule, einer Grundschule mit 1.600 Kindern, war der Bau von Toiletten geplant. Damit sollte die Hygienesituation verbessert und die Infektionsgefahr durch Krankheitserreger minimiert werden. Anfang 2020 war eine Bauingenieurin der Gruppe für ein Auslandssemester an der Universität Mekelle nach Äthiopien gereist. Neben ihrem Studium konnte sie in den ersten Tagen ihres Aufenthalts wichtige Kontakte zu örtlichen Partnerorganisationen knüpfen. Ingenieure ohne Grenzen e. V. wollte gemeinsam mit diesen im Laufe des Jahres die ersten Toiletten und Handwaschbecken errichten.
Doch das akute Voranschreiten der Coronavirus-Pandemie zwang die Ehrenamtliche, ihren Aufenthalt abzubrechen und nach Münster zurückzukehren. Die Gruppe plante, das Projekt aus Deutschland als Remote-Projekt umzusetzen, doch im Spätsommer 2020 entbrannte in Äthiopien der bewaffnete Konflikt zwischen Regierungstruppen und der Rebellengruppe TPLF. Der Bürgerkrieg in der Region Tigray führt seitdem zu großem Leid für die Zivilbevölkerung mit zahllosen Toten, Vertriebenen und von Hunger bedrohten Menschen. Eine Projektdurchführung war unter diesen Umständen nicht realisierbar. Die Münsteraner Aktiven entschieden sich, den Menschen in Tigray durch eine Umwidmung der bereits gesammelten Spenden für das Projekt zu helfen. Dabei konnte die Gruppe auf bereits bestehende Kontakte zu Etiopia-Witten e. V. zurückgreifen. Der Verein unterstützt seit vielen Jahren Schulen und Krankenhäuser in der Region um Mekelle und konnte auch unter den herrschenden Kriegsbedingungen seine Kontakte zu Krankenhausbeschäftigten vor Ort aufrechterhalten. Alle Unterstützerinnen und Unterstützer, die für das eigentliche Toilettenbau-Projekt gespendet hatten, stimmten der Umwidmung der Spenden zu.
Die Mitglieder der Regionalgruppe Münster der Ingenieure ohne Grenzen e. V. danken allen Spenderinnen und Spendern für ihre großzügige Zuwendung zur Unterstützung der humanitären Hilfe in Äthiopien sowie Etiopia-Witten e. V., ohne deren langjährige Beziehungen in die Region die aktuelle Hilfe nicht möglich gewesen wäre.
Ursprüngliche Ausgangssituation
Die Gereb Tsedo Grundschule liegt in Mek’ele, im Norden Äthiopiens und wird von 1600 Schülern im Alter von 6-12 Jahren besucht.
Die Anzahl der Toiletten in der Schule reichen derzeit für die Bedürfnisse der Kinder nicht aus. Daher verrichten die Kinder ihre Notdurft auf dem umliegenden Schulhof. Es kam in der Vergangenheit immer wieder zu einer Infektion der Schüler mit Schistosomiasis, einem Wurmbefall, welcher durch einen Kontakt mit Fäkalien übertragen wird. Ein Hygiene-schulungsprogramm und die Behandlung der Kinder mit Medi-kamenten, durchgeführt von der OSSHD und der NALA Foundation, konnte die Situation an der Schule verbessern. Jedoch kann es durch die immer noch schlechten hygienischen Bedingungen wieder zu einem Rückfall des Wurmbefalls kommen.