Projektziel
2014 hatten laut der World Bank nur 56,8 % der kamerunischen Bevölkerung Zugang zu Elektrizität. Auf dem Land waren es sogar nur 22,1 %. Eine lokal herstellbare, kostengünstig zu bauende und von ausgebildeten Fachkräften zu bedienende und zu wartende Kleinstwasserturbine zur Stromerzeugung kann Abhilfe schaffen. Mit Hilfe lokaler Partner bilden wir Turbinenbauer*innen und Wartungskräfte aus, die die Turbinen als Kleinstunternehmer*innen in jenen Gebieten installieren, wo sie am meisten gebraucht werden. Wir unterstützen Dorfgemeinschaften bei der Elektrifizierung durch technische Schulung und Beratung und vermitteln von uns geschulte Handwerker*innen zur Planung, Installation und Wartung der Anlagen. Entsprechend dem Prinzip der Hilfe zur Selbsthilfe bringt unser Projekt die Elektrifizierung in den ländlichen Regionen des Landes voran und sorgt für eine nachhaltige Verbesserung der Lebensbedingungen vor Ort.
Projektbeschreibung
Wasserkraft bietet eine konstante, effiziente und umweltschonende Möglichkeit der Energiegewinnung und verursacht nur geringe Kosten. Um diese Möglichkeit der Energiegewinnung in den Partnerländern zu nutzen, wurde die Kleinstwasserkraftanlage WIL (Water is Light) von Ingenieure ohne Grenzen als Forschungsprojekt gemeinsam mit der Ostbayerisch Technischen Hochschule (OTH) Regensburg und Green Step e. V. .in Deutschland entwickelt und erprobt.
Die WIL besteht aus einer Propellerturbine, die direkt mit einem Generator verbunden ist. Sie ist so konzipiert, dass sie von lokalen Fachkräften aus lokal verfügbaren Materialien und mit vorhandener Technik zu einem geringen Preis produziert werden kann.Genutzt werden soll die WIL 250 vor allem von Privathaushalten ohne Zugang zu Elektrizität. Eingesetzt werden kann die Anlage an Bächen und kleinen Flüssen, um so genug Strom für kleinere Dorfgemeinschaften zu generieren. Nur mit Schaffung von lokaler Expertise und Wissen zu (umweltfreundlicher) Technologie vor Ort kann eine nachhaltige Entwicklung möglich werden. Hierzu gehört vor allem die Ausbildung und Wissensvermittlung in erneuerbaren Energien und weiteren umweltfreundlichen Technologien vor Ort. Hierbei geht es nicht um die Duplikation von europäischem Wissen, sondern um die Entwicklung von an die Gegebenheiten vor Ort angepasster Technologie und dem dazugehörigen Know-How.
Bisherige Meilensteine
Eine erste Erkundungsreise fand Anfang 2014 statt. Die Implementierungsphase zum WIL-Technologietransfer folgte Anfang 2015 und wurde erfolgreich umgesetzt. Eine Schulung zum Turbinenbau sowie der Installation konnte wie geplant durchgeführt werden.
Im September 2017 fand mit unserem Partner A.C.R.E.S.T., einem Forschungs-, Produktions- und Ausbildungsbetrieb nahe Mbouda im ländlichen Nordwesten Kameruns eine erfolgreiche Turbinenbauschulung statt. Im Frühjahr 2018 konnte die Installation der ersten Demoturbine, erfolgen. Im Herbst 2018 begann die Pilotphase. Hierzu legte ein Team von Ingenieure ohne Grenzen zusammen mit der Dorfgemeinschaft und unserem Projektpartner den Grundstein für die Versorgung eines Dorfes. Während der Pilotphase konnten die Anlagen hinsichtlich Technik, Material, Werkzeug und Bauanleitung optimiert und die Strapazierfähigkeit der Turbinen getestet werden. Die Arbeiten an den Pilotstandorten und die Elektrifizierung des Dorfes wurde von zwei zuvor hierfür ausgebildeten lokalen Arbeitskräften vorangetrieben. Diese erhalten dafür Unterstützung und Beratung von der Regionalgruppe Regensburg. Auch die Wartung der Demoturbine sowie das Erheben von Daten gehört in ihren Aufgabenbereich. Diese Phase wurde Ende 2018 abgeschlossen.
Die nächsten Schritte
Nach der Fertigstellung des Handbooks, einer Anleitung zum Bau und Betrieb des WIL-Systems, folgen nun die nächsten Schritte. Ziel ist es, weitere Partner für die Ausbildung von Handwerker*innen in Kamerun und die Verbreitung des Turbinensystems zu finden. Nach dem Technologietransfer in Form von Schulungen sollen diese Partner in der Lage sein, selbständig geeignete Standorte für das System zu erkunden und die Dorfgemeinschaften vor Ort zur Elektrifizierung zu beraten. Bei Interesse organisieren die Partner dann die Handwerker und beaufsichtigen die Installation. Die Regionalgruppe unterstützt bei den Schulungen und gegebenenfalls bei der Anschubfinanzierung.
Die Schulung für die Partner umfasst neben den technischen Themen rund um die die Turbine auch betriebswirtschaftliche Aspekte um die nachhaltige Finanzierung der Wartung und gegebenenfalls Reparatur des Systems nach der Inbetriebnahme sicher zu stellen. Wichtig sind dabei auch die sozialen Aspekte wie die Verteilung der vorhandenen Energie und die Stromkosten. Mit den Einnahmen soll der Unterhalt des Systems langfristig sichergestellt und im günstigsten Fall auch die Finanzierung anderer Dinge im Interesse der Dorfgemeinschaft ermöglicht werden.
Zur Suche der Partner und Handwerker engagiert sich die Regionalgruppe ehrenamtlich. Für die Schulung der Partner und der Ausbildung der Handwerker vor Ort benötigen wir Ihre Unterstützung und bedanken uns für Ihre Spende!
Haben Sie Fragen? Dann kontaktieren Sie uns!
Stefan Krebs
Projektleitung
stefan.krebs [at] ingenieure-ohne-grenzen.org
Sonja Offinger
Leitung PR & Fundraising
pr-regensburg [at] ingenieure-ohne-grenzen.org